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Informationen zum Thema Kommunikation mittels Dolmetscher

Arbeit mit Dolmetschern

Nur wenige deutsche Manager, die für längere Zeit nach Russland entsandt werden, verfügen über ausreichende russische Sprachkenntnisse.

Selbst wenn Sie ein flüssiges Russisch sprechen, lohnt es sich, bei wichtigen Meetings und Verhandlungen einen Dolmetscher einzusetzen. Das verschafft Ihnen Zeit zum Reagieren und hilft dabei, die Kontrolle zu behalten. Außerdem können Nuancen und Feinheiten der russischen Sprache entscheidend sein. Gutes Dolmetschen heißt auch, die kulturellen Normen der anderen Seite zu kennen, Missverständnisse zu vermeiden und Höflichkeitsformen der Zielsprache zu beachten. So wird der Dolmetscher die zuweilen sehr direkten Aussagen des Sprechers einer deutschen Sachkultur mit höflichen Floskeln einer Beziehungskultur umschreiben.

Es ist nicht einfach, interkulturell kompetente, sprachlich versierte und vertrauenswürdige Dolmetscher zu finden, zumal diese Berufs-bezeichnung nicht geschützt ist. Jeder kann sich als Dolmetscher bezeichnen und so wurde in praxi schon ein "dreistufiges Bankwesen" mit "dreistöckigen Banken" wiedergegeben. Gravierende Übersetzungsfehler können bei Meetings und Verhandlungen viel Schaden anrichten und umgekehrt kann ein guter Dolmetscher von besonderem Wert für den Verhandlungserfolg sein. Deshalb haben große Unternehmen oft ihren bewährten Dolmetscher und stocken bei Bedarf mit Freiberuflern auf.

Die Namen und Agenturen deutscher Top-Dolmetscher sind durchaus überschaubar. Der Ostausschuss der Deutschen Wirtschaft greift bei seinen Eventplanungen auf den Ask@co-Sprachendienst in Berlin (Geschäftsführerin Bärbel Sachse, www.askco-sprachen.de) oder auf Bernhard Duch vom Bundesministerium für Wirtschaft zurück. Vor Ort in Russland nutzen deutsche Firmen und Wirtschafts-organisationen in St. Petersburg das deutsche Übersetzerbüro von Marina Goiny (www.altalingua.ru). In Moskau arbeitet die AHK mit Übersetzern der Moscow Translation Agency (www.mtagency.ru) zusammen.

Adressen von Dolmetschern können beim Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ) nachgefragt werden. Gute Dolmetscher und Übersetzer sind ihr Geld wert. Konferenz- und Verhandlungsdolmetschen erfordert viel Erfahrung und höchste Professionalität. Die Honorare orientieren sich an den Richtlinien des Auswärtigen Amtes und liegen bei ca. 900 Euro pro Tag für konsekutives Dolmetschen und 720 Euro in der Kabine.

Russische Dolmetscher, die am früheren Moskauer Maurice-Thorez-Institut (heute Staatliche Linguistische Universität) oder an der renommierten Diplomatenakademie studiert haben, verfügen in den meisten Fällen über sehr gute allgemeine Deutschkenntnisse. Die Praxis hat jedoch gezeigt, dass zuweilen spezielle fachsprachliche Kenntnisse zu den nachgefragten Wirtschaftsthemen fehlen. Lassen Sie sich deshalb Referenzen geben oder setzen Sie auf Empfehlungen anderer Firmen.

Ein Dolmetscher, der seriös arbeitet, wird schon bei der ersten Kontaktaufnahme die Bitte äußern, Materialien zur Produktinformation oder zum Ziel der Meetings und Verhandlungen zu bekommen, um sich sprachlich auf den Auftrag vorzubereiten. Diskretion gehört zur Berufsehre eines guten Dolmetschers (Ehrenkodex des BDÜ).

Machen Sie es Ihrem russischen Dolmetscher leichter und sprechen Sie Hochdeutsch ohne Dialektwörter und in kurzen Sätzen. Die Endstellung des deutschen Vollverbs und die andere Satzstruktur im Russischen führen automatisch zu einer zeitverzögerten Übersetzung. Russische Übersetzer scheuen zuweilen konsequentes Nachfragen bei Unklarheiten und neigen dann zu eigenen Interpretationen. Es ist generell von Vorteil, jemanden im Team zu haben, der die russische Sprache versteht.

Ein Dolmetscher sollte generell eine sympathische Ausstrahlung haben, diskret sein, interkulturell kompetent und professionell auftreten und besser kein Russlanddeutscher sein. Russen stehen ihren im Ausland lebenden Landsleuten oft kritisch und skeptisch gegenüber.

Viele Mittelständler greifen auf eigene Mitarbeiter mit Russisch-kenntnissen als Dolmetscher oder Übersetzer zurück. Meist handelt es sich hier um russlanddeutsche Mitarbeiter. Für firmeninterne, kleinere Arbeitsabläufe ist das eine gute Option - wenn die nötigen Fach- und Sprachkenntnisse vorhanden sind.

Bei Verhandlungen oder Treffen mit russischen Kunden, kann es hier jedoch Schwierigkeiten geben. Die Hierarchie im Unternehmen wird gestört, wenn ein Mitarbeiter einer untergeordneten Abteilung, plötzlich seinem Chef zur Seite gestellt wird und Einblicke in vertrauliche Entscheidungen erhält.

Außerdem bekommen russische Mitarbeiter ein Identitätsproblem, weil Sie gegenüber ihrem deutschen Chef Loyalität zeigen möchten, von den russischen Gesprächspartnern aber als einer der "ihren" angesehen werden, der ihnen per se entgegenkommen sollte.

Frau Bärbel Sachse, Geschäftsführerin beim Sprachendienst Ask@co in Berlin, bestätigt, dass viele russischen Kunden lieber mit deutschen Dolmetschern arbeiten: "Bei meinen Besuchen in Moskau zu Gesprächen im Investmentbanking war es für die russischen Verhandlungspartner sogar Bedingung, dass ich Deutsche bin."

Aber selbst mit den besten Dolmetschern ist das Geschäft in Russland ganz ohne Sprachkenntnisse sehr mühsam. Auf Dauer lohnt es sich, ein wenig Russisch zu lernen, denn die Russen lieben informelle Gespräche in der Freizeit und beim Feiern. Im persönlichen Gespräch erfährt man mehr als bei offiziellen Meetings und langen Verhandlungsrunden. Grundkenntnisse der russischen Sprache sind für den Erfolg im Russlandgeschäft von immenser Bedeutung und werden von deutschen Unternehmen leider manchmal unterschätzt.

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