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Investitionsstandort Indien

Einige indische Bundesstaaten haben sich als besonders attraktive Unternehmensstandorte herauskristallisiert. Allen voran der Großraum Mumbai, der sich bis nach Pune und im Norden nach Nashik, Baroda und Ahmedabad erstreckt. Während Mumbai hauptsächlich die Stadt der Banken, Finanzen, Versicherungen und Medien einschließlich der Filmindustrie Bollywood mit mehr als 1000 Produktionen in 20 Sprachen im Jahr ist und vielen Konzernen als Headquarter dient, ist Pune zum bevorzugten Standort der deutschen Automobilindustrie einschließlich der Zulieferbetriebe geworden. Chennai ist ebenfalls ein wichtiger Standort für die Automobil- und Elektroindustrie. Bengaluru und Hyderabad symbolisieren wie keine andere Region den IT-Sektor und dominieren das offshoring-Geschäft. Jedes vierte Softwareprodukt weltweit kommt aus Indien. Viele bekannte Pharmaunternehmen haben sich ebenfalls in diesen Regionen angesiedelt. Die National Capital Region (NCR) New Delhi mit Noida und Gurgaon bietet gute infrastrukturelle Rahmenbedingungen für ausländische Ansiedelungen. Außerdem ist die Nähe zu den politischen Machtzentren und damit die Vergabe von öffentlichen Aufträgen von Vorteil. Das German-Centre in Gurgaon bietet neben Beratung und Begleitung beim Markteintritt auch Bürokapazitäten. Gujarat, Goa und Kerala sind aktuell boomende Destinationen.

Indiens Wirtschaft wuchs in der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts durchschnittlich um neun Prozent und konnte selbst während der Weltwirtschaftskrise 2008/2009 dank der starken Binnennachfrage solide Wachstumsraten erzielen. Gaben die Jahresberichte der indischen Regierung als Plansoll für das nächste Jahrzehnt ein durchschnittliches Wachstum von zehn Prozent per anno an, flachten sich die Steigerungsraten im Fiskaljahr 2010/2011 auf acht Prozent ab. Für 2011/2012 rechnet die indische Zentralbank mit einem BIP-Wachstum von knapp sieben Prozent. Der Grund dafür sind neben der abgeschwächten Weltwirtschaft und den allgemein stark gestiegenen Rohstoffpreisen die hohe Inflation, die den Binnenkonsum beeinträchtigt sowie der von der durch eine Reihe von Skandalen in Krise geratenen indischen Regierung verursachte Reformstau bezüglich der weiteren Liberalisierung des Marktes. Die geplante Öffnung des Einzelhandels für ausländische Investoren wurde im Dezember 2011 nach heftigen Protesten ausgesetzt und das lang erwartete Anti-Korruptionsgesetz scheiterte ebenfalls zum Jahresende mit einem Tumult im Oberhaus, nachdem das Unterhaus die Novelle zuvor gebilligt hatte. Für ein Signal in Richtung mehr Liberalisierung sorgt die im Januar 2012 erteilte Freigabe zum Handel von Aktien an der indischen Börse durch private ausländische Investoren. Außerdem soll im Bereich "Single Brand Retail", d.h. für Geschäfte, die Waren von nur einem Hersteller verkaufen, die bisherige Höchstbeteiligung für ausländische Kapitalgeber von 51 auf 100 Prozent angehoben werden.

Der indische Staat tätigt seit Jahren umfangreiche Investitionen zur Verbesserung der Infrastruktur. So werden Straßen gebaut, Flughäfen modernisiert und erweitert, der Ausbau von Häfen betrieben, um Abfertigungszeiten der Schiffe zu verringern und attraktiver Player im Wettbewerb mit Kuala Lumpur und Singapur zu werden. Viele dieser Projekte werden durch Public Privat Partnership realisiert. Darüber hinaus wird vor allem an der Energieversorgung gearbeitet. Dabei setzt die Regierung auf einen Mix aus Atomkraft, Wasserkraftwerken, Kohle aber auch regenerativen Energien. Der Ausbau von Solar- und Windkraft wird forciert. Trotz all dieser Aktivitäten gibt es noch infrastrukturelle Defizite, die in den nächsten Jahren abgebaut werden müssen.

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